Nicht immer wird es eine Restauration – vom Geschenk zum saniertem Alltagsgefährt.
Nicht immer wird es eine Restauration – vom Geschenk zum saniertem Alltagsgefährt.
Wir haben eine gut genutzte Schwalbe (KR51/1F) nach längerer Standzeit bekommen. Die mehrjährige Standzeit mit teilgefülltem Tank kam der Substanz nicht zugute. Im Laufe der Zeit wurde sie bereits mehrfach überlackiert, zuletzt leider mit nicht lösebeständiger Lackfarbe.
Also wurde zunächst der Tank gereinigt, ein neuer Benzinhahn spendiert und der Motor wieder zum Laufen gebracht. Es stellte sich dabei heraus, dass bei der letzten Instandsetzung der falsche Vergaser verbaut, weshalb der Motor nicht zuverlässig lief.
Also wurde der korrekte Vergaser spendiert und schon sprang der Motor sofort an und zeigt sich wieder sehr lauffreudig.
Dies war jedoch nur der Anfang…
Da die Schwalbe nun schon über 40 Jahre auf ihren Stossdämpfern verbracht hat, waren diese nicht mehr sehr funktional. Also kam der Endschluss neue Stossdämpfer zu spendieren. Hier fiel die Entscheidung zu nicht mehr den Weg der Restaurierung zu gehen und die reibungsgedämpften Stoßdämpfer gegen verstellbare Federbeine ausgetauscht um wieder etwas mehr Fahrkomfort zu haben.
Soweit so gut – dann kam die erste Nachtfahrt …
Es stellte sich sehr schnell heraus, dass der 6V 15W Bilux-Scheinwerfer nicht mehr zeitgemäß ist, zumal bereits viele Fahrräder einen besseren Lichtkegel bieten.
An dieser Stelle entschieden wir uns zu einer Sanierung mit etwas anderen Vorgaben als dem Wert- und Kulturerhalt des Originals. Mopeds mit 50ccm der Marke Simson gibt es glücklicherweise noch recht reichlich, sodass ein „Experiment“ zu verschmerzen ist.
Also haben wir überlegt, was wir erreichen wollen:
- Alltagstauglichkeit
- Zuverlässigkeit
- Wiedererkennbarkeit
- „vernünftiges“ Leistungs-/Kostenverhältnis
Zur Alltagstauglichkeit soll zuerst die 6V-Elektronik durch eine 12V-Elektronik ersetzt werden. So kann die betagte 6V Lichtinstallation durch zeitgemäßere H4-Scheinwerfer ersetzt werden und auch die Blinker sind nun wieder gut zu erkennen.
Ein weiteres Manko stellte die Bremse dar. Nur die Hinterrad-Fussbremse ist mit einem Bremslichtschalter ausgeführt. Die Vorderradbremse ließ bei größerer Beladung leider zu wünschen über und verfügt nicht über einen Bremslichtschalter. Gerade bei Stadtfahrten mit vielen Stopp’n’go-Phasen ist das fehlende Bremslicht bei der Nutzung der Vorderrad-Handbremse nicht gesundheitlich förderlich. Hier wurde Ersatz durch die Nutzung eines Bremsschildes mit außenliegenden Bremshebel geschaffen, sodass nun mit weniger Zugkrafteinsatz mehr Bremsleistung an Vorderradbremse erreicht werden kann. Gleichzeitig ist nun die Auslösung des Bremslichtes bei Nutzung der Vorderradbremse möglich. Durch den Umbau von 6V auf 12V erlischt nun auch nicht mehr das Rücklicht und die Tachometerbeleuchtung bei Benutzung der Bremse, was zuvor durch die stark eingeschränkte Lichtmaschinenleistung notwendig war.
Auch für die Zuverlässigkeit ist der Umbau von 6V auf 12V vorteilhaft. Die 6V-Magnetzündung ist einer elektronischen Zündung gewichen. Die Magnetzündung ist gut eingestellt sehr zuverlässig, erfordert jedoch auch eine regelmäßig Wartung. Der größte Vorteil ist die Leistungsstärkere Lichtmaschine, welche die Batterie zuverlässig auflädt und so die Funktionalität der Richtungsanzeiger (Blinker) gewährleistet. Dies ist mit 6V und vielen Kurzstreckenfahrten nicht gewährleistet gewesen.
Ein weiteres Manko wurde bereits einleitend erwähnt. Rost im Tank. Es gibt viele Pro und Kontra, welche für oder gegen eine Tankversiegelung sprechen. Auch dies sehe ich hier im Bereich der Zuverlässigkeit. Wenn sich der Benzinfilter durch Rostablagerungen nach gewisser Standzeit zusetzt, ist eine unmittelbare Nutzung nicht möglich. Auf einen Grobfilter im Tank zu verzichten und nur einen Filter in der Benzinleitung zu verwenden, würde ich nicht empfehlen. Das Risiko von Ablagerungen grober Partikel im Benzinhahn ist recht groß. Also wurde der Tank nach Phosphatisierung mit einem Harz versiegelt.
Zur Wiedererkennbarkeit oder Gestaltung nach eigenem Geschmack: Die Farbpalette der KR51/1F beschränkt sich für das Baujahr 1973 auf Atlantikblau und Tundragrau. Da bereits bei der Stoßdämpferauswahl stark vom Original abgewichen wurde kam der Wunsch nach „femininer Individualisierung“ auf. Für eine unaufdringliche Gestaltung wurden Pastelltöne gewählt, welch miteinander harmonieren.